Diese Pfahlbauerhütten stünden nun fast ganz unter Wasser
Da die Fischerhäuser im Staad hochwassergefährdet sind, verordnete das Kloster Reichenau schon bald, dass das Parterre der Wohnhäuser nur als Stall, Lager- oder Werkstatträume genutzt werden durfte. Die Wohnzimmer befanden sich in den oberen Stöcken:
Hochwasser bedeutete in der Vergangenheit nicht nur ein hoher Wasserstand, sondern meistens auch eine Hungersnot. Die vorangehenden Stark-Regenfälle hatten meist die Saat auf den Feldern verfaulen lassen.
"Als die Gnadenfrucht (billiges Getreide aus Schwaben) für die Unterseegemeinden gestrichen wurde, lud der Grosse und Kleine Rat von Ermatingen am 6. Mai 1771 die Vorsteher des ganzen Kirchspiels zu einer Besprechung ein. Aus Steckborn, Berlingen und Weinfelden war bekannt geworden, dass in Italien billig Korn zu kaufen sei. Also beschloss man, einige angesehene Bürger und freiwillige Träger zu Fuss loszuschicken - Fischingen, Fischenthal, Brunnen, Hospenthal, Levinerthal, Bellinzona. Der Rückweg führte über den Splügen an den Bodensee und mit dein Schiff nach Ermatingen zurück."
Der Untersee hatte wieder Hochwasser, die Webmaschinen nahmen den Webern die Arbeit weg und in Europa herrschte die Kontinentalsperre. Die Zentralkommission in Frauenfeld empfahl die Rumfordsche Suppe. Die Gemeinde begann wie 1770 Korn zu kaufen. Zuerst in der Gemeinde, dann auswärts. Zusätzlich legte sie einen Vorrat an Kartoffeln an. Als dann die Hungersnot auch auf dem Land, wo doch ein gewisses Mass an Selbstversorgung vorhanden war, um sich griff, verkaufte die Bürgergemeinde das Korn zum Ankaufspreis an Bedürftige weiter. Im Armenhaus wurde Mehl und Mus an die Hungernden abgegeben. Als die Not am grössten war, wurde der Gemeindebäcker beauftragt, mit dem Korn der Gemeinde Brot zu backen. Eine Kommission überwachte die gerechte Verteilung. Gegen das Ende der Hungerszeit trat dann noch wie schon 1770 eine ansteckende Krankheit (Nervenfieber) auf, die zahlreiche Tote forderte.
In diesem "Jahr ohne Sommer" verfaulten die Ernten, und es gab eine grosse Hungersnot. In Ermatingen scheint es aber keine Hungertoten gegeben zu haben - es wurden noch Fische gefangen.
Trotzdem waren viele Bürger auf die tägliche Armenspeisung angewiesen:
Es gab also vermögende Adlige mit grosszügigem Geist und offenem Herzen wie in Ermatingen Junker Daniel Zollikofer vom Schloss Hard.
Von Königin Hortense, die im Hungerjahre 1817 den Arenenberg gekauft hatte und so wohltätig gewesen sein soll, ist aber keine Unterstützung der hungernden Bevölkerung bekannt...
Heinz Grüninger hat die höchsten Hochwasserstände im Horn markiert.
Hier noch einige weitere Fotos vom Hochwasser 1999. Auch diese stammen aus der Kamera von Heinz Grüninger, dem Mann mit dem "guten Auge" hinter der Kamera.