Der max. Pegelstand des Untersees 2024: 397.05 m


Pegelstand 367.05 m, der höchste Stand im Jahr 2024
Pegelstand 367.05 m, der höchste Stand im Jahr 2024



Diese Pfahlbauerhütten stünden nun fast ganz unter Wasser

Hochwasser in der Geschichte


Da die Fischerhäuser im Staad hochwassergefährdet sind, verordnete das Kloster Reichenau schon bald, dass das Parterre der Wohnhäuser nur als Stall, Lager- oder Werkstatträume  genutzt werden durfte. Die Wohnzimmer befanden sich in den oberen Stöcken:

ein Eingangstor zu einem solchen Parterre-Raum
ein Eingangstor zu einem solchen Parterre-Raum


Hochwasser (und Hungersnot) 1771

Hochwasser bedeutete in der Vergangenheit nicht nur ein hoher Wasserstand, sondern meistens auch eine Hungersnot. Die vorangehenden Stark-Regenfälle hatten meist die Saat auf den Feldern verfaulen lassen.

"Als die Gnadenfrucht (billiges Getreide aus Schwaben) für die Unterseegemeinden gestrichen wurde, lud der Grosse und Kleine Rat von Ermatingen am 6. Mai 1771 die Vorsteher des ganzen Kirchspiels zu einer Besprechung ein. Aus Steckborn, Berlingen und Weinfelden war bekannt geworden, dass in Italien billig Korn zu kaufen sei. Also beschloss man, einige angesehene Bürger und freiwillige Träger zu Fuss loszuschicken - Fischingen, Fischenthal, Brunnen, Hospenthal, Levinerthal, Bellinzona. Der Rückweg führte über den Splügen an den Bodensee und mit dein Schiff nach Ermatingen zurück." 

  • Leider finden sich von dieser Gewaltsleistung unserer Ermatinger Vorfahren keine weiteren Informationen - dafür aus Weinfelden, woher ebenfalls 11 halbverhungerte Familienväter zu Fuss nach Bellinzona aufgebrochen waren. Jeder dieser Männer hatte dann einen 65 (!) kg schweren Weizensack auf seinen starken Schultern zurück über die Alpen getragen.
  • Von diesem "mühsam gesuchten Brodt" existiert ein eindrückliches Tagebuch.

  • Zwei Weinfelder Schulklassen haben diese Alpenüberquerung schon in einer Projektwoche nachgemacht, allerdings nur mit einem leichten Rucksack ohne Weizen...
    Aber immerhin: 200 km über den Gotthard in 7 Tagen!

David Wolfer, 3. Sek., Weinfelden
David Wolfer, 3. Sek., Weinfelden
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Das mühsam gesuchte Brodt - Tagebuch
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die Brotsäcke, die die Schüler nach ihrer Rückkehr vom Schulleiter bekommen haben, sind dann nicht mehr gar so schwer gewesen!
die Brotsäcke, die die Schüler nach ihrer Rückkehr vom Schulleiter bekommen haben, sind dann nicht mehr gar so schwer gewesen!

ein genau 65 kg schwerer Weizensack
ein genau 65 kg schwerer Weizensack

Hochwasser und Hungersnot 1817

die Hochwassertafel an der ehemalischen Fischhandlung
die Hochwassertafel an der ehemalischen Fischhandlung


Hungersnot

Der Untersee hatte wieder Hochwasser, die Webmaschinen nahmen den Webern die Arbeit weg und in Europa herrschte die Kontinentalsperre. Die Zentralkommission in Frauenfeld empfahl die Rumfordsche Suppe. Die Gemeinde begann wie 1770 Korn zu kaufen. Zuerst in der Gemeinde, dann auswärts. Zusätzlich legte sie einen Vorrat an Kartoffeln an. Als dann die Hungersnot auch auf dem Land, wo doch ein gewisses Mass an Selbstversorgung vorhanden war, um sich griff, verkaufte die Bürgergemeinde das Korn zum Ankaufspreis an Bedürftige weiter. Im Armenhaus wurde Mehl und Mus an die Hungernden abgegeben. Als die Not am grössten war, wurde der Gemeindebäcker beauftragt, mit dem Korn der Gemeinde Brot zu backen. Eine Kommission überwachte die gerechte Verteilung. Gegen das Ende der Hungerszeit trat dann noch wie schon 1770 eine ansteckende Krankheit (Nervenfieber) auf, die zahlreiche Tote forderte.

 

In diesem "Jahr ohne Sommer" verfaulten die Ernten, und es gab eine grosse Hungersnot. In Ermatingen scheint es aber keine Hungertoten gegeben zu haben - es wurden noch Fische gefangen.

Trotzdem waren viele Bürger auf die tägliche Armenspeisung angewiesen:

Es gab also vermögende Adlige mit grosszügigem Geist und offenem Herzen wie in Ermatingen Junker Daniel Zollikofer vom Schloss Hard.

 

Von Königin Hortense, die im Hungerjahre 1817 den Arenenberg gekauft hatte und so wohltätig gewesen sein soll, ist aber keine Unterstützung der hungernden Bevölkerung bekannt...


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Kochen Sie diese Armensuppe nach! Hier ist das Rezept:
Rumfordsche Armensuppe.pdf
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Spätere Hochwasser:

Heinz Grüninger hat die höchsten Hochwasserstände im Horn markiert.


1910, 1916 und 1926


Hochwasser 1916; aus dem Tagebuch von H. Steiger
Hochwasser 1916; aus dem Tagebuch von H. Steiger

1963: einen trockenen Sonntagsblick im Seegarten kaufen...

Foto Heinz Grüninger
Foto Heinz Grüninger

1999


Hier noch einige weitere Fotos vom Hochwasser 1999. Auch diese stammen aus der Kamera von Heinz Grüninger, dem Mann mit dem "guten Auge" hinter der Kamera.


Hochwasser in der Bogi. Foto Heinz Grüninger
Hochwasser in der Bogi. Foto Heinz Grüninger

Standbilder aus einem Video von Andreas Burkhard:

Der aktuelle Pegelstand des Untersees