Eburmuot - der erste Ermatinger


Beim Grab von Eburmuot, dem "ersten Ermatinger"

Bei den Bauarbeiten der neuen Eisenbahn 1874-75 ist zwischen dem Bahnhof und dem Spatzenhof ein Gräberfeld aus der Zeit vom 5. – 9. Jahrhundert mit über 50 Gräbern zum Vorschein gekommen. Es scheint jahrhundertelang der Friedhof dieser alamannischen Siedlung gewesen zu sein – sehr wahrscheinlich ist also auch das Grab des Eburmuot mit dabei gewesen.

etwa hier lag das Gräberfeld
etwa hier lag das Gräberfeld
eine Spatha mit vergoldetem Knauf aus diesem Gräberfeld - AfA TG
eine Spatha mit vergoldetem Knauf aus diesem Gräberfeld - AfA TG

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das Infoblatt des Amtes für Archäologie TG über das Gräberfeld am Bahnhof
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Fundstücke aus diesem Gräberfeld beim Bahnhof


Eburmuot, der Mann mit dem "Mut eines Ebers"

vielleicht hatte Eburmuot so ähnlich ausgesehen: Zeichnung von D. Steiner, Amt für Archäologie TG
vielleicht hatte Eburmuot so ähnlich ausgesehen: Zeichnung von D. Steiner, Amt für Archäologie TG

Der Name „Eburmuot“ setzt sich aus zwei Wörtern zusammen:

 

Ebur bedeutet Eber, Muot bezeichnet den Mut oder das Gemüt: Eburmuot scheint also den „Mut eines Ebers“ gehabt zu haben

www.ortsnamen.ch
www.ortsnamen.ch


Besiedlung durch die Alamannen

Ab ca. 400 n.Chr. siedelten sich die Alamannen, ein Stamm der Germanen, zwischen den römischen Kastellen an (bei uns Eschenz, Pfyn, Konstanz) und lebten recht friedlich mit den Römern zusammen, bis sich diese dann nach Süden zurückzogen.

so könnte ein alamannisches Dorf ausgesehen haben - Zeichnung R. Gäfgen, KA LRA Konstanz
so könnte ein alamannisches Dorf ausgesehen haben - Zeichnung R. Gäfgen, KA LRA Konstanz

In dieser Zeit dürfte auch Ermatingen besiedelt worden sein.


Die Endung "-ingen" weist auf die erste Besiedlung der Alamannen hin:

-ingen bedeutet „bei den Leuten von…“. Ermatingen bedeutet also „bei den Leuten des Eburmuot“.

Eburmuot dürfte sich also mit seiner Familie resp. seiner Sippe hier niedergelassen haben


Ein Eber also - und nicht etwa ein Schofseckel!

Sie haben es gelesen:

Es gibt auch noch eine zweite Deutung, ausgehend vom Personennamen „Herimuot“. Dieses Wort stammt von Heer, bedeutet also etwa „mit dem Mut eines Kriegers“.

Aber der Eber gefällt uns besser, jedenfalls besser als der „Schofseckel“!

 

Woher dieser Übername für uns Ermatinger stammt, an dem unsere Nachbargemeinden so unverhohlene Freude zeigen, hat Meta Haab einmal notiert:

Meta Haab, Triboltingen
Meta Haab, Triboltingen


Nur so nebenbei: auch unsere Nachbardörfer haben natürlich ihre Übernahmen erhalten:




Von nun an wird hier deutsch gesprochen!

Die Alamannen bringen ihre deutsche Sprache mit („allemand“) und vermischen sie nicht mit dem Latein der Römer wie die Franken in der Westschweiz. Diesen frühmittelalterlichen Dialekt würden wir heute allerdings kaum mehr verstehen.


Zischtig, Dunschtig und Frititg sind alemannischen Ursprungs

Auf die germanischen Gottheiten gehen zum Beispiel die Wochentage „Ziischtig“ (nach Ziu, dem Kriegsgott), „Dunnschtig“ (nach Donar, dem Donnergott) und „Fritig“ (nach Fria, der Liebesgöttin) zurück.

 

Studieren Sie die Benennung der Wochentage genauer:

Die sieben Tage der babylonischen Woche wurden nach den sichtbaren Planeten benannt (Sonne, Mond, Mars, Merkur, Jupiter, Venus, Saturn), die damals selbst als Götter angesehen wurden. Diese Namen sowie der Götterglaube wurden von den Griechen und Römern übernommen. Als die Germanen diese Namen im 4. Jahrhundert kennenlernten, benannten sie diese nach den Namen ihrer eigenen germanischen Götter um. Im Zuge der Christianisierung wurde zu einem späteren Zeitpunkt versucht, diese heidnischen Namen wieder zurückzudrängen, was aber im deutschsprachigen Raum nur beim Mittwoch und Samstag gelungen ist.


Unser aussterbender Ermatinger Dialekt...


 

Und i dem Ermatinge,

do wohnt en bsundere Schlag.

E Sproch händ's, ruuch und chräftig,

dass's om grad freue mag.

 

Do soet me "woescht" statt "weischt"

und statt "elei" - "eloe",

do wörft me "Stöe" is Wasser,

und jede het "zwoe Boe".

 

Hedi Blattner


Sie müssen Herrn Tobler ja nicht mehr mit "Gmoandamme" ansprechen, sondern mit Gemeindepräsident - aber es ist schon schade, dass unser Dialekt im Aussterben begriffen ist...

 

Hören Sie nun noch Hedi Blattner, wie sie ihre Stelle als Lehrerin in Ermatingen bekommen hatte - in originalem Ermatinger Dialekt natürlich!

 

Und Friedel Keller erzählt, warum es sich lohnt, Ordnung ums Haus herum zu halten: