Fischerei heute


Die Berufsfischerei - ein hartes Metier!

Rolf Meier kehrt im Schneetreiben vom Setzen der Netze zurück
Rolf Meier kehrt im Schneetreiben vom Setzen der Netze zurück

Unterwegs mit unseren Berufsfischern Fredy Fahrni, Rolf Meier und René Ribi:


"Einmal Liebesinsel und zurück":

Die Kreuzlinger Nachrichten haben Rolf Meier beim morgendlichen Fischfang begleitet




Roman Kister, Jagd- und Fischereiverwaltung TG
Roman Kister, Jagd- und Fischereiverwaltung TG

Sportfischen

Rund 1000 Thurgauer Sportfischer haben ein Patent für den Untersee gelöst.


Max Grüninger fährt auf den See
Max Grüninger fährt auf den See

George Sauter; Foto E. Keller
George Sauter; Foto E. Keller

Die Sportfischerprüfung - hätten Sie's gewusst...?

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Fragekatalog Fischkunde_01_15.pdf
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Rückgang der Fangerträge


Roman Kistler, Jagd- und Fischereiverwaltung TG
Roman Kistler, Jagd- und Fischereiverwaltung TG

Wasserqualität, Nahrungspyramide und Fischpopulationen

Die flächendeckenden Abwasserreinigungsanlagen rund um den Bodensee fällen 98% der Phosphate aus den Abwässern aus. Das führt dazu, dass das Wasser (also das Trinkwasser) extrem sauber geworden ist.

Umgekehrt fehlt nun aber die Nahrungsgrundlage für Algen, Plankton und Fische - was dazu führt, dass die Fischbestände und die Fangerträge in den letzten Jahren regelrecht eingebrochen sind.

 


Viele Leute schlagen nun vor, etwas weniger Phosphate auszufällen, damit der See wieder Werte und ein Nahrungsangebot wie etwa ums Jahr 2000 bekommt – das Wasser wäre gemäss Trinkwasserversorgung immer noch mehr als sauber genug.

Herr Hunziker vom Seemuseum Kreuzlingen präzisiert:

Die Aussage, der See sei heute zu sauber, ist meines Erachtens etwas verkürzt. Seit 2006 hat sich das Jahresmittel auf 6 bis 8 μg/l eingependelt und liegt damit in einem für oligotrophe Alpenseen typischen Bereich.“

Der See weist heute wieder denselben Nährstoffgehalt wie zu Beginn des 20. Jh. auf und ist entsprechend ein nährstoffarmer Voralpensee. Dennoch fangen die Fischer weniger Fisch als damals. Es sind also weitere Ursachen im Spiel: Quaggamuscheln, Stichling, Kormoran, Klimaerwärmung.


Roman Kistler, Jagd- und Fischereiverwaltung TG
Roman Kistler, Jagd- und Fischereiverwaltung TG

Christian Hunziker, Seemuseum Kreuzlingen
Christian Hunziker, Seemuseum Kreuzlingen

Kormorane, Stichlinge und Quagga-Muscheln machen den Fischen (und den Fischern) das Leben schwer

  • ein Kormoran frisst ein halbes Kilo Fisch pro Tag, das sind drei ausgewachsene Felchen
  • er ist ein ausgezeichneter Taucher und holt oft die Fische aus den Netzen der Berufsfischer
  • rund tausend Kormorane im Ermatinger Seebecken sind geschützt und dürfen nicht abgeschossen werden

Stefan Riebel, Berufsfischer von der Reichenau, hat einmal gefilmt, was ein Kormoran alles so gefressen hat:



  • die Quagga-Muschel ist aus einem Deltagebiet des  Schwarzen Meeres eingeschleppt worden (ist also eine Süsswassermuschel)
  • sie hat keine natürlichen Feinde und vermehrt sich exponentiell
  • sie ist Nahrungskonkurrentin der Fische und verstopft Trinkwasserleitungen


  • der Stichling ist ein ausgesetzter Zierfisch und hat auch keine natürlichen Feinde
  • rund drei Viertel der Fische im Bodensee sind Stichlinge
  • der Stichling ist ein Zoo-Plankton-Nahrungskonkurrent und frisst den Laich der Felchen




Die Fischbrutanstalt reguliert Bestandesschwankungen

In den sechs Fischbrutanstalten (diese Fotos stammen aus Ermatingen) rund um den Bodensee werden Millionen von Fischeiern ausgebrütet und später ausgesetzt - dieses Jahr allein in Ermatingen 10 Millionen Felcheneier.

Welchen Einfluss dieser Besatz auf die Fischbestände ausübt, ist nicht ganz so klar, insbesondere wenn zu wenig Plankton als Nahrungsgrundlage vorhanden ist. Im Obersee wurde einmal festgestellt, dass 20% der Felchen aus den Fischbrutanstalten stammen.

Ob man mit dem Besatz von Felchen nicht auch die Kormorane füttert, ist natürlich umstritten.

Sicher werden natürliche Populationsschwankungen etwas ausgeglichen


Roman Kistler, Jagd- und Fischereiverwaltung TG
Roman Kistler, Jagd- und Fischereiverwaltung TG

Fischerei früher


Fischerei zur Zeit der Pfahlbauer

Hechtreuse im Pfahlbaumuseum Federsee
Hechtreuse im Pfahlbaumuseum Federsee

Das ist ein Fischerhäuschen über einer Reusenanlage, die jeweils zur Laichzeit der Hechte reichen Fang abwarf (nachgebaut im Federseemuseum Bad Buchau).



Die Netzhänki im Horn


Foto H. Baumgartner - Fotostiftung Schweiz
Foto H. Baumgartner - Fotostiftung Schweiz

Gemeinschaftsfischerei mit der Segi


Foto aus dem Jahr 1894
Foto aus dem Jahr 1894

Über Jahrhunderte wurde die Gemeinschafts-Fischerei von Gangfischen (eine Felchenart) während der Laichzeit vor Weihnachten mit einem fast 200m langen Zuggarn betrieben - aber nur von genau 18 berechtigen Fischerfamilien.

 

 

Für diese Fischereirechte mussten im Mittelalter dem Kloster Reichenau jährlich 1200 geräuchte Gangfische abgeliefert werden.

"Wie alle Zugnetze des Untersees besteht die Segi aus sich ausbauchenden Netzwänden. Die Höhe der Wand misst bis 30 m, während die Länge über 180 m beträgt. Damit die Wand gut gestreckt wird, ist die Oberähre mit Kork versehen und die Unterähre mit Steinen beschwert.

Da das Netz sehr schwer ist, erfordert die Bedienung vier Mann und eine schwere Gondel. Das Zuggarn darf nur an der Halde verwendet werden. Ist eine passende Stelle gefunden, so wird der Anker auf der "Wyssi", einer flachen Uferpartie, ausgeworfen. Das Netz ist also an seinem Anfang verankert. Jetzt fährt das Schiff in einem weiten Bogen seewärts und wieder zurück zum Ausgangspunkt. Auf dieser Fahrt werden zuerst das 40 m lange Seil, dann das Netz und zum Schluss nochmals 40 m Seil ausgelegt. Hernach wird das Schiff verankert und der Schweber ins Boot genommen. Das Ankerseil wird an einem Bolzen des Schiffes befestigt.

Jetzt beginnt das Einziehen des Netzes durch die vier Männer. Zuerst werden die beiden Seile des Anfangs und Endes des Zuggarns eingeholt. Sind diese im Schiff, so wird von den beiden äusseren Leuten die Oberähre erfasst; die beiden innern ergreifen die Unterähre und vertauschen sie gegenseitig, so dass sie übers Kreuz gezogen wird. Dadurch schliessen sich die Netzwände nach unten allmählich zusammen und bilden eine Art Boden. Im nächsten Augenblick wird die Beute ins Schiff gehoben."

aus der Beschreibung eines entsprechenden Schulwandbildes; Dr. Martin Simmen


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Die Segi-Fischerei.
Beschrieb von H.U. Wepfer; Seemuseum Kreuzlingen
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Fischersprache und Gangfisch-Segi
Adolf Ribi
Gangfischsegi und Fischersprache - Adolf
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Kennen Sie diese Fischer noch...? - die Notizen stammen vom Kugelschreiber von Fanny Herzog


Vielleicht noch dies:

"Jakob Läubli erzählte unter Anderem, dass man 150 Fische abgeben musste, wenn man auf der Segi fluchte, und 100, wenn man beim Läuten der Kirchenglocken den Hut nicht abnahm."


Fische räuchern

Räuchern ist eine uralte Methode, Fleisch oder eben Fische zu konservieren.

die Fischräuchi heute
die Fischräuchi heute
in der alten Fischräuchi
in der alten Fischräuchi


Noch heute sind geräuchte Felchen DIE Spezialität aus Ermatingen - kaufen Sie sie im Restaurant Seegarten oder in der Fischhandlung Fahrni!


Den Fang kühlen mit Eis aus dem Eisweiher



der Eisweiher als Hockeyfeld - noch vor der Klimaerwärmung...
der Eisweiher als Hockeyfeld - noch vor der Klimaerwärmung...

Reusenfischen mit Wolfgang Ribi


Geschichte der Bodenseefischerei / Gangfischsegi

Im Thurgauer Jahrbuch 1975 finden wir zwei ausführliche und aufschlussreiche Artikel zum Thema:

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A. Ribi: die Gangfischsegi
die Gangfischsegi - TG Jahrbuch 1975 - A
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H.U. Wepfer: aus der Geschichte der Bodenseefischerei
aus der Geschichte der Bodenseefischerei
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Fische kaufen...


... und Fische essen!

gebackene Chretzer aus der Krone
gebackene Chretzer aus der Krone

Ein Krimi als Fachliteratur!

Und als Gutenacht-Lektüre nach dem Fischessen empfehle ich Ihnen den neuen Kriminalroman "Fischerkrieg am Bodensee" - er spielt hier am Bodensee im Umfeld der Berufsfischerei. 

 

Der Autor ist nicht nur Germanist, sondern selbst auch Sportfischer und fachkundiger Kenner der Fischerei mit ihren biologischen und wirtschaftlichen Rahmenbedingungen und Problemstellungen. Diese werden gekonnt in die Handlung eingeflochten.



Die Wasservogeljagd


Erstmals wird dazu eine Regelung in der Fischereiverordnung im Jahr 1635 eingefügt. Bei dieser Jagd handelte es sich um ein allgemeines Nutzungsrecht wie die Fischerei. Nur die männlichen Einwohner der Seegemeinden, welche das 20 Altersjahr überschritten hatten und entsprechend zuverlässig waren, durften dieser später "Jagd des kleinen Mannes" genannten Patentjagd nachgehen. Wer seine Steuern nicht bezahlt, einen unsteten Lebenswandel geführt hat, oder straffällig geworden war, wurde von der Jagdberechtigung ausgeschlossen. Die Fischer und Bauern lebten im Winter zu einem grossen Teil von den Wasservögeln und verkauften diese auch an die Klöster, welche das Wassergeflügel gern auch in der Fastenzeit auch auf den Tisch brachten. Selbst gefertigte hölzerne Lockvögel und kunstfertig gebaute "Rohrhüttli" sorgten mit für den Jagderfolg auf "Rechti Ente Strussmoore, Rotmoore Belche Gritzeli und Ganne". Nach Abschaffung durch Volksabstimmung fand im Winter 1984 / 1985 die letzte Patentjagd statt. Seither wird Wasservogeljagd nur noch im Rahmen der Revierjagd praktiziert. Aber fragen Sie doch einmal einen ehemaligen Vogeljäger, wie so ein Belchenpfeffer schmeckt!

(T. Ribi; einer der heutigen Revier-Vogeljäger)



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Die Wasservogeljagd - R. Honegger
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hier erfahren Sie alles über die Wasservogeljagd!
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