In jedem Dorf am Untersee stand ein Kehlhof, der Verwaltungssitz der reichenauischen Herrschaft. Hier wurden an Martini, dem 11. November, die Zinsen und Zehnten eingezogen - und zwar vom "Keller", also dem Kellermeister. Mancherorts hiess der Kehlhof deshalb "Kellhof".
Später und andernorts nannte man den "Keller" auch "Ammann" oder "Meier".
Der Ermatinger Kehlhof war zugleich auch Gerichtsgebäude:
Dieses beeindruckende Gebäude wurde allerdings "erst" 1694 gebaut. Während Jahrhunderten stand der Kehlhof weiter westlich im Winkel Hauptstrasse - Kehlhofstrasse:
Der Kehlhof mit seinen Zehnten wurde aber oft verpfändet, zum Beispiel an die Herren Ott von Hard, die Edlen von Salenstein oder die Herren von Klingenberg.
in diesem Keller wurde der Weinzehnten eingelagert
Übrigens mussten die Schlaumeier aus Triboltingen einmal ermahnt werden, den Weinzehnten ehrlich abzuliefern:
1. Nicht die schlechtesten Trauben für den Zehntzuber
2. Vom 5. Kübel die Hälfte, der Rest vom 10.
3. Keine kleinere Zehntbütte
4. Zur besseren Kontrolle die Zehntbütte nicht getrennt von den anderen aufstellen
Schauen Sie sich dieses Video an von Sarah Wagner / Thurgauer Tagblatt:
Rechte und Pflichten der Bürger waren in der "Offnung" festgehalten, einer Art Gemeindeordnung. Der Begriff kommt daher, weil diese Offnung vor jeder Gerichtsverhandlung "eröffnet", also dem Volk vorgelesen wurde.
Rund tausend Jahre lang zahlten die Ermatinger also ihre Zehnten und Steuern dem Kloster Reichenau:
Lesen Sie aufschlussreichen und kurzweiligen Vortrag von Dr. Harald Derschka, Universitätsprofessor von Konstanz, den er im Jahre 2000 in dieser Gerichtsstube zum Thema "Herrschaft und Gericht im alten Thurgau - Bemerkungen zur Gerichtsstube im Kehlhof Ermatingen" gehalten hat:
Fotos von Bruno Fink, Hüttwilen
Sie ist eine äusserst liebenswerte Frau, aber auch konsequent - so wird in der Gerichtsstube nicht geraucht, woran sich auch der ehemalige Bundeskanzler und Kettenraucher Helmut Schmitt kleinlaut zu halten hatte...
Mary Sauter hat ein kurzweiliges Buch mit Erinnerungen aus ihrer Kindheit in Triboltingen herausgegeben; aus heutiger Sicht sind es eindrückliche Zeitzeugen-Erzählungen.
Leider ist das Buch nun vergriffen.
Ich habe aber drei Kurzgeschichten, die mir besonders gut gefallen hatten, mit Marys Einverständnis abgetippt: