Abschrift von August Mayer, Historiker und Gemeindeammann, im 19. Jhdt.:
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was ich davon verstanden habe...
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Dis sint des Kelnhoffs Rechten zu Ermatingen.
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Das sind die Rechte des Ermatinger Kehlhofs
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Item des ersten so sol den kelnhoff zu ermatingen niemant besetzen noch entsetzen denne
die Lüte die in den Kelnhoff gehörrend die sond einen keller und einen waibel setzen. Und wenn ain keller abgaut, So habent die herren die vogltlüt und gemaind das
recht Dass sy in acht tagen einen keller setzen mauend und sol yetlicher sin trüw geben in aides wise und ob sin die herren nit enderren wellend So söllent si zu
den hailigen schwerren, welcher sy dartzuo guot und nutz dunck und uff wlchen dz maist gefellen die sond die herren verguot han und sond den nit versprechen und
sol och ain gantz Jar keller sin Und sol och von rechtes wegen uff dem kelnhoff sitzen mit hus Es wär denne das ain herr aim keller gunde anderschwo zuo sitzent so
mag ers wol tuon, Wäre aber das die voglüt das nit gunnen wöltend so sol er wider uff den kelnhoff ziehen, ob sin die voglüt nit enberren wellent.
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Die Leute, die zum Kehlhof Ermatingen gehören, bestimmen einen Keller und einen Weibel.
Stirbt ein solcher Amtsträger, wird innerhalb von acht Tagen ein neuer gewählt.
Die neu gewählten Amtsträger schwören ihre Treue bei den Heiligen.
Der Keller wird für ein Jahr gewählt und wohnt in dieser Zeit im Kehlhof.
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Item welcher herr denn zu mäl den kelnhoff ine haut, der sol ainem keller lichen den
kelnhoff und der keller sol im ain pfund pfenig geben zu erschatz und wenn er den Erschatz git, so mag er tod und lebendig mit dem pfund pfenigen darab varren, Es
wäre den das ain keller gebuwen hett vatz an den zuber käme er denne da von lebend oder tod welher den keller wurd der nimpt der schufflen tail.
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Der Reichenauer Herr gewährt dem Keller das Wohnrecht auf dem Kehlhof für ein Pfund Pfennig.
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Item es sol och ain keller ainer gemaind ainen hirtten han zu mitem mertzen und wen er
den hirtten für ain gemaind bringt So sol ain gemaind den hirtten dingen so sy nächst mag damit ist ain keller das iar ledig, wär aber das er nit ainen hirtten
fund, so sol er das iar selb hüetten umb sin loun.
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Der Keller sorgt dafür, dass ab Mitte März ein Hirte das Vieh des Dorfes hütet. Wenn er keinen findet, muss er die Arbeit selbst machen.
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Item Es sol auch ain her von ow oder wer den kelnhoff von sinen wegen ine hatt die
rechtten, Dass er ze mitem mertzen her sol kum an das Gerichtt und da hören was sind rechtten sig und sol im ain keller selb dritt den imbiss geben, und sol sich
dar uff nit gesten und sol ain keller ain mass seltürren stang han ob ain Her ainen habch brächt das er in der off stell Und sol ain keller dem habch ain schwartz
henen geben.
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Mitte März wird das Gericht einberufen, wo zuerst die Offnung vorgelesen wird.
Der Keller sorgt für die Verpflegung des Herrn.
Wenn der Herr einen Habicht mitbringt (sein Standessymbol), bringt ihn der Keller unter und gibt ihm ein schwarzes Huhn.
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Item es hat och ain herr von Ow die rechten zuo denen die in den hoff gehörend das, Er
vasnacht hürn von inen nehmen soll und solnd im hürren geben die hopt und schwantz hand und sol och ain keller und ain waibel mit ains heren hotten gon und wen sy
die hürrn gesamlot So sol ain keller und och ain waibel dem hotten ir iettweder ain huon ab dem stecken nemen.
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Jeder Einwohner ist ein Fasnachtshuhn schuldig. Der Keller und der Weibel sammeln diese Hühner ein, wenn nötig direkt aus dem Hühnerstall.
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Item wär aber das ainer ain frowen htt die in kindsbetten läg, So sol man das huon
nemen und sol ains herren bott dem huon das hopt abbrechen und sol dashuon hindersich in das hus werffen und sol aim herren das hopt bringen und sol die frow da
huon gessen und wär das ainen nit hürn hat so sol er VIII dn für ein huon geben.
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Wenn aber eine Frau am Gebären ist, so soll der Bote des Herrn dem Fasnachtshuhn den Kopf abschlagen. Die Frau soll es essen; der Herr bekommt als Beweis den
Hühnerkopf.
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Item wär och das airn abging der unberaittin künd liess So sol ain herr sin rechtten
hoptvall nemmen, das ist das best hopt das er hat in sim stall und soll nit fürro fragen, wär aber nüt in sim stal hett So mag ain herr fragen ob er uffdem land
itt hab und mag da och das best hopt nemen wär aber das er uff dem land und in dem stal nit hett hett er den ain fuoder win Oder ain halbs fuoder was Er ob aim som
wins Liess so sol ain herr ainen fom daruss lon sins hopt val gewett sin ist aber das ainr ain han in Sim hus hat der behebtt den Erben dem soms wins.
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Wenn ein Mann mit Kindern stirbt, soll der Herr den Hauptfall nehmen. Das ist das beste Stück Vieh aus dem Stall.
Wenn kein Tier im Stall ist, schaut man auf der Weide nach und nimmt von dort das beste Stück Vieh.
Wenn keine Tiere da sind, nimmt man ein Fuder Wein.
Wenn jemand aber auch nur einen Hahn im Haus hat, so soll man keinen Wein nehmen.
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Item wär aber das ain man abgieng der kein künd het den uss beraittin kind da sol ain
herr von ow zway die besten gewand nemen die er latt Es sigit frowen oder man und ouch sin hoptval, wär das airn abgieng der unberaittin künd liess, so sol ain
herr nütz nen den den Hopt fal, und wen och airn abgat, da aim herren ain gantz löss wirt So sol ain keller nemma was begosses geschier ist und dar nach ain waibel
als daz geschimd das da ist und gürttel, gewond daschen, hossen, kappen, schuoch, hempli und wass gefaltten ist.
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Stirbt ein Mann ohne Kinder, so soll der Herr der Reichenau die zwei besten Gewänder nehmen.
Bei einem Todesfall, wo Kinder zurückbleiben, soll der Herr nur den Hauptfall nehmen.
Bei einem nächsten Todesfall nimmt der Keller das Geschirr und der Weibel verschiedene Kleidungsstücke.
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Wär das ain frow abgieng, die kain dochetran liess den die beratten wär so näm ain herr
von ow zwäy die besten gewand die sy liess dar nach nimpt ain keller als dz gewand das sy laut, uss genun gürttel gewand dücher henschuoch.
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Wenn eine Frau ohne Tochter stirbt, nimmt der Herr die zwei besten Gewänder und der Keller das zurückgelassene Gewand, aber ohne Gürtel, Tücher oder Handschuhe.
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Und was gefaltten ist von lünin tuoch das wirt ainem waibel wär och das ain hagstoltz
abgieng Es sig knaben oder dochttren so sol ain herr weder väl noch geläss nehmen.
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Gefaltetes Leinen fällt dem Weibel zu.
Bei Todesfällen von noch unverheirateten Kindern («Hagestolz») soll der Herr weder Fall noch Lass nehmen.
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Item Es sol och ain herr von ow väl und geläss den rechtten Erben des dritten pfenings
nächer zu lössen geben dasselb, Sol och ain keller und ain waibel och tuon den Rechtten Erben ze lössen geben.
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Fall und Lass sollen den Erben verkauft werden können.
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Item Es hat och ain herr von ow die rechtten wen er her kumtt So sond die die spiss
laib nemend iettlicher ain ruoder und ain wid nemen und sond ainen herren vieren wen er über see wil wär och das airn ain seg oder ain watt, ain gefertt hett oder
wass zügs er angerrnt hett sichet er das ain herr über see wil So sol er uss varen und sol ain herren helffen vieren.
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Wenn der Herr der Reichenau nach Ermatingen kommen will, sollen ihn die Ermatinger mit all ihren verfügbaren Booten über den See führen.
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Item die Selben spiss laib hand es von der mitten mülli da sond Sy abgon und Sond och
die spiss laib.
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Also sin das ainrn ainen sol Setzen uff den richen und sol ainem knecht und ainem hund
am morgen brott oberthalb dem kün abschniden.
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Item es hat och ain herr von clingenberg oder wellar die vogttyg inne hat die rechtten
das er vogt und herr ist von dem gräbli zu mannebach uff der lantstrass untz zuo dem agelstur bach und uff allen kilchwegen und uff allen gemain merken und uff
allen vogtbaren güter in holtz und in feld und in der kilchen und vor der kilchen und wa der pfaff das wich wasser hinwirft, da von sol ain herr von ow im geben
älli iar ain Gulden und IIII Kreuzer geben (sic) von dem kilchen satz und ist Och vogt und herr von dem stumpen untz uff die waghalden Untz zuo dem graben stain
davon hatt er zins von denen von gottlieben järlich vierzig felchen ungenarlich as sy die selben vachend und wette sin ain herre nit enberan So sund sy zuo den
hailigen schweren das sy die felchen ungevarlich geben habind as sy die gefangen habind und sol man sy mit dem Segman ungesumpt loun von dem stain zuig untz zuo
der gruob von sant martinstag bys zuo sant ottmarstag und hat zuo dem stain zuig und zuo der gruob iederman Rechtt zu ziechend wär och das sy die selben nit
fiegund So sond sy ie für ainen felchen geben VII gang fisch als vil inen denn gebrist.
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Der Vogt (der Herr von Klingenberg oder jemand anders) verwaltet das Gebiet vom Mannenbacher Dorfbach bis zum Agerstenbach und hinauf zum Grauen Stein auf allen
vogtbaren Gütern; auf allen Wegen, auf den Feldern und im Wald, auch rund um die Kirche.
Er bekommt jährlich einen Gulden und vier Kreuzer aus dem Kirchensatz.
Von den Gottliebern bekommt er 40 Felchen, die sie in den Reusen gefangen haben.
Man soll sie mit den Seginen (?) fischen lassen vom «Stein» (bei Triboltingen) bis zur Grueb, und zwar vom Martinstag (11. Nov.) bis zum Otmartag (16. Nov).
Wenn sie keine Felchen fangen, sollen sie dafür 7 Gangfische geben.
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Item es hat och ein herr weler die vogttyg ine hat das rechtt, das er an sant
thomanstag ein fuoder wins mag legen gen Ermatingen zu ainem ban win und sol man nemen III man zween von den vogtt lütten und ain von mins herren von ows lütten
und wer den win schenken wil der sol den drinken ain halb vierttail wins uss dem fass dz sy in versuochünd und sond den win vesuochen und setzen by dem aid wz er
aim ander bars geltes möch gelten.
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Der Vogt bekommt am Thomastag (21. Dez.) ein Fuder Wein.
Zwei der Vogtleute und einer des Reichenauer Herrn treiben dieses ein.
Wer den Wein schenkt, soll einen Achtel daraus versuchen.
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Also sol Er in och geben von sant Thomanstag undtz zuo dem XIItag und sol in och ieder
man geben.
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Bis zum 12. Tag (6. Jan) darf kein anderer Wein ausgeschenkt werden.
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Wer pfanbar ist und in diesem dorf gesessen ist uff die alten vasnacht so mag er den
pfenden un gnad wär den der win nit uss zuo dem XII tag So sol man denen schiken die in den höff gehörend wely des wins nit gehollet hettind denen sol man ir tail
in das hus schicken und sond man den win geben wie Er geschenktt ist wär och das der win uff sant Thomanstag nit her käm So sol er den dar nach des jars an kein
här legen, Es sol aoch ain keller und ain waibel ain baiglen nemen wa man win schänket, ist er über dz halb dan uss So sond sy in lössen gon und ist er nit über
halb uss So sol er den zappfen verschlachen und sol ainen herren ungesumpt lön au dem ban win waz zuo dem zwölfften tag Es sy denn das der ban wyn uss sy gangen,
So mag er aber schenken as vor weller das och über füir der wär ainem herren verfallen die grossen buoss.
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Der noch übrige Wein soll dann unter den zum Hof gehörenden Einwohnern verteilt werden, den diese in üblicher Weise bezahlen müssen.
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Dat git ain herr von Clinkenberg oder weller vogt ist ain halben aimer win ainem
lüpriester das er an sant Johanstag in den winnächten den lütten sant Johans segen geb.
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Der Vogt gibt dem Leutprieser, damit er zu Weihnachten die Leute segnet, einen halben Eimer Wein.
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Item es sol och zuo alen änlichen gerichtten ain vogt für ainen waibel das mäll
bezallen von weller das maigen ampt ine hatt der sol och zuo alen änlichen gerichen für ainen keller das mäl betzallen.
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Der Vogt bezahlt an den Gerichtsversammlungen dem Keller und dem Weibel das Mehl.
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Item es hat och ain herr von Clingenberg oder weller vogtt hie ist die rechtten wen Es
an dem grossen fräffel gat wass ob III Kreuzer ist So mag er dem herren oder sim vogt die Es von sinen wegen ruond dem amman den steken vss siner hand nemen und
mag richtten umb den fräffel richten.
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Der Vogt richtet anstelle des Reichenauer Herrn die Frevel, wenn nötig auch an Stelle des Ammanns.
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Item die rechtten hatt och ain herr von ow wen Es an den grossen fräffel gat so mag er
Oder sin ampt lütt och dem amman den stab uss syr hand nemen und mag da och um den fräffel richten.
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Wenn es um den grossen Frevel geht, dürfen der Reichenauer Herr respektive seine Amtsleute anstelle des Ammanns richten.
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Item Es sol och die in den hoff gehörend einen waibel setzen und Entzezen.
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Die Ermatinger sollen einen Weibel einsetzen oder allenfalls wieder entlassen.
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