Die Pfahlbauer im Bügen



Das gute Auge vom Grossbapi

Als wir uns einmal bei tiefem Wasserstand mit drei Generationen auf pfahlbauerliche Spurensuche gemacht hatten, meinte unser Kleiner: "De Grossbapi findt doch nünt, de gsecht nümme guet."

Allerdings ist dann ausgerechnet ihm dieses Steinbeil ins Auge gestochen:

Steinbeil aus dem Pfahlbauerdorf im Bügen
Steinbeil aus dem Pfahlbauerdorf im Bügen



Ein "Grundriss" der Siedlung

In der Regel bauten die Pfahlbauer Hütten mit 8 x 4 m Grundriss, sozusagen als "Reihenhäuschen".

Hier im Bügen ist das aber nicht so klar:

Pfahlfunde aus dem Bügen; auf der unteren Skizze sind es jene aus der linken unteren Ecke
Pfahlfunde aus dem Bügen; auf der unteren Skizze sind es jene aus der linken unteren Ecke

Die Funde aus dieser Siedlung sind relativ spärlich.

 

Diese Skizze zeigt die Anordnung von gefundenen Pfählen und liegenden Hölzern.

 

Wir verstehen, dass das noch nicht ausreicht, um die ganze Siedlung gedanklich zu rekonstruieren.



Eine Visualisierung "so könnte es ausgesehen haben"

Auf Grund der zu spärlichen Datenlage hat das Amt für Archäologie keine Rekonstruktion vornehmen können, aber eine Visualisierung. Vielleicht so hätte es etwa aussehen können:

Entwurf einer Visualisation des Amtes für Archäologie TG
Entwurf einer Visualisation des Amtes für Archäologie TG

Die "Eckdaten" dieser Siedlung

  • aus der Zeit um 3'000 v. Chr.; also rund 5'000 Jahre alt
  • immer noch Spätsteinzeit - die Bronzezeit folgt erst später
    (wenn Sie mit Fachleuten reden, sprechen Sie vom Neolithikum und der Horgener Kultur, das macht sich besser!)
  • damals war der Pegel aber tiefer. Das Dorf stand schon auf Pfählen, aber am Ufer, kaum über Wasser
  • Sesshaftigkeit; die Dörfer wurden einige Jahrzehnte lang bewohnt, dann zog man aber weiter
  • Subsistenzwirtschaft: jagen, fischen, sammeln
  • zunehmend einfacher Ackerbau und Viehzucht

Dann waren die Bügener aber nicht allein: Es gab Nachbardörfer gleich im Westerfeld, in Berlingen und Steckborn, auf der Ostseite bei Gottlieben und "gegenüber" in Allensbach


... und andernorts

Auch wenn der Vergleich etwas plakativ ist: In der Zeit, in der unsere Ermatinger Pfahlbauer im Schlick herumstapften und den Wildschweinen nachstellten, entwickelten die Ägypter die erste Schrift und konstruierten die Pyramiden, die heute zu den Weltwundern zählen...


Fundobjekte

Fundobjekte dieser Pfahlbauer im Ortsmuseum Vinorama
Fundobjekte dieser Pfahlbauer im Ortsmuseum Vinorama

Der Zahn der Zeit - aber auch die Ketten des Bojenfeldes

Viele Überreste der Pfahlbauersiedlungen sind leider zerstört - aber nicht nur vom berühmten "Zahn der Zeit", sondern auch von den schleifenden Ketten der Bojen:

Weitere Untersuchungen des Amtes für Archäologie TG


in diesen Wochen führt das Amt für Archäologie weitere Untersuchungen im Bügen durch. Im Jubiläumsjahr 2024 werden sie uns die Ergebnisse dann vorstellen.
in diesen Wochen führt das Amt für Archäologie weitere Untersuchungen im Bügen durch. Im Jubiläumsjahr 2024 werden sie uns die Ergebnisse dann vorstellen.
die Archäologen sind in diesen Tagen an der Arbeit
die Archäologen sind in diesen Tagen an der Arbeit

Die Ergebnisse der Bohrungen 2023

die Bohrstellen im Bügen und Westerfeld
die Bohrstellen im Bügen und Westerfeld

Das Amt für Archäologie hat die Ergebnisse ihrer Bohrungen vor dem Westerfeld und dem Bügen hier zusammengefasst:

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Ergebnisse Bohrungen Bügen-Westerfeld 20
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Die zweite Fundstelle im Westerfeld vor der Badi ist abgedeckt und bleibt der Nachwelt erhalten:


Ab dem Jahr 800 v. Chr. verlieren sich die Spuren der Seeufersiedlungen:


... um diese Zeit wurden in Griechenland die ersten olympischen Spiele durchgeführt oder die Grundzüge der Naturwissenschaften und der Mathematik gelegt (Pi-Berechnung; Satz des Pythagoras; Thaleskreis usw)...

Das Referat von Simone Benguerel vom Amt für Archäologie im Vinorama


Studieren Sie das Skript des Referates von Simone Benguerel, Leiterin Archäologie im AfA TG im Vinorama:

 


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2024_Ermatingen_Pfahlbauten - Referat Be
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Zwei keltische Grabfunde


In der nun folgenden Eisenzeit war Ermatingen wohl nur sehr dünn von keltischen Sippen besiedelt, wenn überhaupt. An zwei Stellen wurden Gräber gefunden: im Wolfsberg und an der Fruthwilerstrasse:


Wahrscheinlich war Ermatingen ums Jahr 0 kaum oder gar nicht besiedelt. Es gab wohl keine Ermatinger Helvetier, die  58 v. Chr. auszogen, von Cäsar bei Bibrakte geschlagen und wieder in ihre Heimat zurückgeschickt wurden.